Baienfurt - Heimat der Weberkarde

Die Kardenwelt Allgäu hat ihren Sitz in Oberschwaben. Ganz in der Nähe liegt die wunderbare Gemeinde Baienfurt.

Der Kopf der Weberkarde ziert das Stadtwappen nicht ohne Grund. Denn die Gemeinde kam in der Geschichte unter anderem mit der Karde zu Wohlstand.
In Baienfurt kann man sich im einzigen „Kardelmuseum“ Deutschlands auch heute noch auf die Spuren jener Zeit begeben.

Luftbild: Werner Riehm (FLY-FOTO.de).

Vielfältige Vergangenheit

Unabhängig von Baienfurt hat die Weberkarde eine große und bedeutende Vergangenheit. „Na klar!“ würde man meinen – sie hat ja traditionell heilende Wirkungen: Im Mittelalter wurden Zubereitungen aus der Wurzel der Karde äußerlich bei Schrunden, Warzen, kleinen Wunden, Gerstenkörnern, Fisteln, Hautflechten, innerlich gegen Leberbeschwerden oder Magenkrankheiten empfohlen.

Das ist auch korrekt, aber es ist eben nicht der Grund für die Bekanntheit oder die Bedeutung von Anbauregionen wie z. B. Baienfurt. In der Volksheilkunde wird die Karde zudem fast immer bereits im ersten Wachstumsjahr genutzt. Da sie erst im zweiten Wachstumsjahr den Stängel ausbildet, kann ihr Kopf hier nicht von Bedeutung sein.

In der traditionellen Textilverarbeitung hingegen kommt es fast ausschließlich auf den wunderbar stacheligen Kopf der Pflanze an. Dieser eignet sich nämlich hervorragend zum „Kratzen“ oder „Aufrauhen“ von Gewebe.

Vom „Kardieren“ spricht man bei einem weiteren Vorgang, der auch heute noch so heißt…

Vom „Kardieren“ und „Krempeln“

Bevor ein Gewebe entsteht, müssen die einzelnen Fäden von Wolle befreit und in eine parallele Lage gebracht werden. So angeordnet sind sie für Garn oder Gewebe geeignet. Diesen Prozess nennt man „kardieren“ oder „krempeln“. Die Maschine dazu nennt man vereinfacht auch „Karde“. Beim Kardieren von Hand oder mit Maschinen wurden die Köpfe der Karde aufgrund ihrer Form eingesetzt.

Im traditionellen Kunsthandwerk werden auch heute noch hölzerne „Karden“ eingesetzt. Die gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, um immer feinere Vliesbänder damit herstellen zu können. Das Bild zeigt eine solche „Handkarde“.

Um 1830 wurde der Prozess des “Kardierens” zunehmend automatisiert. Auch in den Maschinen wurde anfangs immer noch der Kopf der Karde verwendet. Es gab also einen enormen Bedarf an Weberkarde. Den Anbauregionen – wie auch Baienfurt eine war – bescherte das ungeahnte Gewinne und führte zu Wohlstand.

Durch neue Herstellungstechniken wurde der Kopf der Weberkarde später durch entsprechende Formen abgelöst und die Karde verlor an Bedeutung in diesem Bereich.

Die ersten Maschinen

Die ersten „Kardiermaschinen“ waren für ihre Zeit schon wahre Wunderwerke. Sie konnten bereits genug Stoff für die Anfänge der industriellen Textilherstellung erzeugen.

Im Gegensatz dazu sehen moderne Kardiermaschinen eigentlich sehr langweilig aus – finden zumindest wir.

Das Bild zeigt eine solche „Karde“ der ersten Stunde.

Moderne “Kardiermaschinen”

Schneller, billiger, höhere Mengen und höhere Gewinne durch schiere Masse.
Kennzeichen der modernen Textilindustrie.

Haben wir zu viel versprochen?… Langweilig im Vergleich zur alten “Karde” :-).

Die moderne Bedeutung der Karde

In der heutigen Welt hat die Karde in der Textilindustrie nur noch symbolische Bedeutung. Sie ist Namensgeberin der “Kardiermaschinen”.

Dafür lernen viele Menschen sie durch ihre Präsenz in der Naturheilkunde immer mehr zu schätzen. Traditionell war das ja schon immer so, denn auch in der
TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) ist die Wilde Karde ein hilfreicher Bestandteil.

Der Allgäuer Autor Wolf-Dieter Storl hat dieser wunderbaren Pflanze sogar ein ganzes Buch gewidmet: “Borreliose natürlich heilen” (Erschienen im AT-Verlag). Sie können dieses Buch auch bei uns in der Bücherecke finden. Einfach mal reinschnuppern. Herr Storl ist ein echter Erklärbär und fesselt die Leser nicht nur in seinen Vorträgen.

Wir wünschen viel Freude dabei.

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